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Der Unfall auf der Autobah 56, oder auch bekannt als Trainingsunfall von Yangju, geschah am 13. Juni 2002 in Yangju, Gyeonggi-do. Das gepanzerte Fahrzeug der US-Armee, das nach dem Trainingsmanöver auf dem Land zurück zum Stützpunkt in Uijeongbu wollte, tötete zwei 14-jährige Schulmädchen, Shin Hyo-sun (신효순) und Shim Mi-seon (심미선). Die beteiligten  Soldaten wurden vor dem Kriegsgericht des fahrlässigen Mordes für nicht schuldig befunden, was die antiamerikanische Stimmung weiter anfachte und eine Reihe von Mahnwachen aus Protest gegen ihren Tod auslöste. Jährlich wird an den Tod der beiden Mädchen noch heute gedacht.

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Hyo-soon Shin und Mi-seon Shim waren beste Freundinnen seit Kindertagen an. Sie waren im  zweiten Jahr an der Choyang Mittelschule. Am Donnerstag den 13. Juni 2002 gingen beide die Straße Road Nr. 56 in Yangju entlang. Sie wollten sich in Uijeongbu mit einer Freundin treffen um ihren Geburtstag zu feiern, und da Hyo-soon Shin den Tag drauf ebenfalls Geburtstag gehabt hätte wollten sie diesen auch gleich mit feiern. Gegen 10:30 verließen sie ihr zu Hause und gingen die Straße seitlich entlang, die 3 Meter lane und  einspurig war. Hinter den beiden Mädchen kam ein gepanzertes Fahrzeug mit einer Pontonbrücke der US-Armee die Straße entlang. Der Konvoi bestand aus einem Führungsfahrzeug, einem gepanzerten Personentransporter, einem Unfallfahrzeug dahinter, drei regulären Pionierfahrzeugen und einem hinteren Führungsfahrzeug.

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Zu dieser Zeit kamen fünf gepanzerte M2/M3-Bradley-Kampffahrzeuge von Deokdori zum Übungsplatz Mugeon-ri von der anderen Seite. Zunächst musste das Unfallfahrzeug die auf der Straße gehenden Mädchen getroffen haben. Die beiden Schülerinnen wurden von der M60 AVLM der 2nd Infantry Division der US Army zerquetscht und starben noch an der Unfallstelle.

Am 13. Juni, dem Tag des Vorfalls, drückte der Kommandant der 8. Armee direkt sein Bedauern aus und am nächsten Tag, dem 14. Juni,  der Stabschef der 2. Infanteriedivision der US-Armee. Darüber hinaus übergaben sie den Hinterbliebenen ein Beileidsgeld von  jeweils 1 Million Won. Die Entschädigung wurde später geliefert und die 8. US-Armee schickte jeweils etwa 200 Millionen Won.

Am 5. Juli 2002, als Folge dieses Vorfalls wurde sowohl der Fahrer des Fahrzeugs, Sergeant Mark Walker, als auch der Kommandant des Fahrzeugs, Sergeant Fernando Nino, nach dem Uniform Code of Military Justice (UCMJ) des US-Militärs wegen „ fahrlässiger Tötung “ angeklagt.  

Um die beiden Soldaten auch nach südkoreanischem Recht anzuklagen beantragte das südkoreanische Justizministerium jedoch am 10. Juli, dass das USFK-Kommando den Fall an das südkoreanische Rechtssystem abgeben solle. Unter Bedenken, eines Präzedenzfalls gegen das  US-Militärpersonal, sagte der damalige Judge Advocate Colonel Kent Myers, dass das US-Kommando dies nicht abgeben werde.

Trotz der Ablehnung des Justizministeriums luden US-Beamte 30 Journalisten, Vertreter des koreanischen Justizministeriums und das Außen- und Handelsministerium Koreas ein, um die Prozesse zu beobachten. Zusätzlich wurden Räume, mit CCTV ausgestattet, zur Verfügung gestellt. Die Familien der Opfer wurden zusätzlich eingeladen, sie sollten zum Schutz einen separaten Raum mit Überwachung erhalten, in dem ebenso ein Dolmetscher zur Seite gestellt wird und zusätzlich noch einen Militäranwalt, der ihnen alle Vorgänge erklären sollte.

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Während des Gerichts äußerten die Anwälte von Nino, er habe Walker auf die beiden Mädchen an der Seite der Straße aufmerksam gemacht. Es gab viele unterschiedliche  Berichte, ob Walker den Befehl wegen einem defekten Kommunikationsgerät nicht gehört hat oder ob er die Frequenz seines Funkgeräts geändert hatte, um mit anderen im Konvoi sich unterhalten zu können. 

Nino und Walker wurden anschließend unabhängig voneinander von zwei getrennten Gerichten am  20. November und dem 22. November 2002 wegen „fahrlässigen Mordes“ für nicht schuldig befunden. Mit der Begründung, dass sie die Mädchen nicht hätten sehen können, da diese im Totenwinkel des Fahrzeugs liefen  Daraufhin entfachte eine Demonstration, die die Objektivität des US- Militärgerichts anzweifelte. Ebenso äußerte auch das koreanische Justizministerium seine Unzufriedenheit über das Urteil.

Entschuldigungen wurden von amerikanischen Zivil- und Militärbeamten sofort nach dem Vorfall geäußert und mehrmals während des Gerichts. Außerdem besuchten sie die Familien der beiden Mädchen und brachten ihnen eine Entschädigung in Höhe von 200 Millionen Won mit. Der damalige Präsident Georg Bush rief auch den damaligen SK Präsident Kim Dae-jung an und überbrachte ihm sein Bedauern über die Schulmädchen. Am 21. September 2002 errichteten die US-Behörden in der Nähe der Unfallstelle ein Denkmal. Am 27. November, 5 Tage nach ihrem Freispruch, besuchten Mark Walker und Sergeant Fernando Nino die Familien, entschuldigten sich kurz und verließen sofort Korea. Die 2 Infanteriedivisionen der USA betonten, dass der Vorfall einfach nur ein tragischer Unfall sei und nicht mit Absicht passiert sei, dass die Fahrzeuge gerade und mit nur 8 bis 16 km/h fuhren.

Der damalige US-Präsident George W. Bush sandte eine Botschaft „durch den US-Botschafter nach Korea“. Er bat darum, der Familie des verstorbenen Mittelschülers, dem koreanischen Volk und der koreanischen Regierung seine „Trauer“ und „Bedauern“ über diesen Vorfall mitzuteilen. Er fügte hinzu, dass er die Zusammenarbeit mit den koreanischen Behörden nicht vergessen werde, um eine Wiederholung zu verhindern.

Nach dieser Erklärung fragten sich viele Koreaner, wenn das Fahrzeug nur eine Geschwindigkeit von 8 bis 16 km gefahren ist, wenn das Bremssystem betätigt wurde, wie das Fahrzeug dann die Opfer bis zur Zerquetschung verletzen konnte. Und warum tauchten auf der Straße Markierungen auf, die durch den plötzlichen Spurwechsel bei einem Unfall verursacht wurden?

Aus Wut über die Ungerechtigkeit gingen viele Gruppen zu der Basis der 2. Infanteriedivision der USA um zu protestieren. Einige durchtrennen den Zaun. Während des Tumults wurden 2 Reporter von den US- Soldaten in Gewahrsam genommen. Während eines Radiointerviews sagte der Militärchef für öffentliche Angelegenheiten, dass es keine US-Polizisten waren, die die Reporter festgenommen hatten, sondern dass die Koreanischen dafür verantwortlich seien, was zu noch mehr Wut der Bürger führte.

Bis zum 30. November 2002 fanden duzende Proteste statt. Die Proteste fanden normalerweise vor der US-Militärbasis oder der US-Botschaft statt. Die 2. Etappe begann am 30. November. Online schlug eine anonyme Person mit dem Spitznamen “Angama” vor, dass sich die Öffentlichkeit im Gwanghwamun und vor dem Rathaus versammelt und bei Kerzenlicht protestiert. Der Vorschlag wurde angenommen und um 18 Uhr versammelten sich mehr als 10.000 Menschen mit den Kerzen.

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Von nun an fanden jedes Wochenende in Seoul Proteste bei Kerzenlicht statt. Die Leute hielten Reden und sangen die Nationalhymnen und Tanzaufführungen wurden vorgetragen.

Die Gefühle der Bevölkerung wurden immer mehr antiamerikanisch. Im Jahr 2002, dem 14. Dezember, rissen Demonstranten während der Mahnwachen die amerikanische Flagge vom Rathaus. In der Unterhaltungsindustrie fand eine antiamerikanische Bewegung statt. Psy und Shin Hae-chul haben die Leistung erbracht, die ein gepanzertes Modellfahrzeug zerschlagen hat. Psy betete auch still für Hyosun und Misun. Auch KBS-Ansager Hwang Jung-min, der während einer Nachrichtensendung über antiamerikanische Proteste sagte: “Ich schäme mich”, trat aufgrund von Kritik der Zuschauer als Ansager für KBS 2TV zurück.

Ende Dezember bis April 2003 bereitete die  US-Regierung den Irak-Krieg vor. Die Bush-Regierung bat die südkoreanische Regierung, eine Truppe zu schicken. Dies verwandelte  die Proteste zu nicht nur Proteste für die 2 Mädchen sondern auch zu Antikriegs-Friedensbewegung, Probleme der Atom- und Kriegsbekämpfung. Der Schwerpunkt der Proteste lag nun darin, keine Truppen in den Irak zu schicken. Nach April 2003 kamen immer weniger Menschen zu den Mahnwachen bei Kerzenlicht. Jedoch gibt es bis heute immer noch am Jahrestag des Unfalls Proteste.

(Bildquelle: mediatoday.co.kr)

Im Dezember 2002 wurde der Protest als „der größte antiamerikanische Protest, den das Land in den letzten Jahren erlebt hat“ bezeichnet.  Neben Wut, Trauer und Empörung über den Tod der beiden Mädchen verlangten die Südkoreaner nach größerer Kontrolle über in Südkorea stationierte, ausländische Streitkräfte und eine entsprechende Überarbeitung des SOFA. Pater Mun Jeong-hyeon, ein römisch-katholischer Priester, der in der Anti-USFK-Bewegung aktiv ist, trat vor der US-Botschaft in Seoul in einen Hungerstreik. Die  Daechuri-Proteste waren 2005/6 Proteste gegen die Erweiterung von Camp Humphreys, einer US-Militärbasis, im kleinen Dorf Daechuri.

Zu den großen Demonstrationen in US-Militäreinrichtungen und einer Kundgebung in Seoul, an der mehr als 50.000 Menschen teilnahmen, wurden Angriffe, mit Brandbomben auf die Yongsan-Garnison verübt, wo nicht nicht US- sondern auch koreanische Beamte verletzt wurden.  Bei einem Vorfall im Dezember 2002 wurde ein unbewaffneter Offizier der US-Armee, Lieutenant Colonel Steven A. Boylan, von drei südkoreanischen Männern mit einem Messer angegriffen. Er wurde nicht schwer verletzt und erholte sich schnell wieder. 

Am 13. Juni 2017 boykottierten oder verließen mehrere K-Pop-Stars die Aufführung auf halbem Weg während einer Veranstaltung des US-Militärs für ein in Uijeongbu stationiertes Lager, da diese Veranstaltung genau auf den 15. Jahrestag des Unfalls fiel und unzählige Proteste stattfanden.

Fotos vom Unfallort wurden oft an Orten wie U-Bahnstationen oder großen Straßen aufgehängt, um Unterschriften zur Bestrafung der Täter zu sammeln. Viele sahen dies als nicht einfühlsam gegenüber den Familien an, da die Fotos ungefiltert und unverpixelt die beiden Mädchen zeigten.

10 Jahre nach dem Vorfall äußerte sich  der Vater von Hyo-soon Shin “Ich hoffe das der Soldat, der mir meine Tochter genommen hat, jetzt Frieden hat. Ich denke es war ein Unfall, aber nicht weil die US-Soldaten die Kinder hassten” ebenso äußerten die Hinterbliebenen das sie sich wünschten, dass der Tot ihrer Kinder nicht weiter politisch ausgenutzt werden soll.

 

By Elli

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