(Bild: hil.or.kr)

Jedes Land hat seinen eigenen Umgang und Sichtweisen was körperliche bzw. geistige Behinderungen angeht und wie sie damit umgehen. Wie geht aber Korea damit um? Ist Korea barrierefrei? Kann man auch als körperlich bzw. geistig Beeinträchtigter problemlos dort Urlaub machen oder leben?

Wie definiert Korea eine Behinderung?

Behindert gilt hier wer wegen einer körperlichen, aufgrund Stummheit, Taubheit, geistigen oder Sehbehinderung nicht am Leben der Gesellschaft teilnehmen kann/gehindert wird. Wer demnach nicht in dieses Kriterium passte, galt auch nicht als Behindert. 1999 wurde jedoch das Gesetzt erweitert, womit auch Menschen mit körperlichen und geistigen Schäden dazugezählt wurden, deren Teilhabe am Leben der Gesellschaft erschwert ist. Eine geistige Behinderung wird am IQ festgemacht, also wer nur einen IQ von 70 oder weniger besitzt. Hier ein paar Beispiele zur Veranschaulichung:

Körperliche Behinderung

                             äußerliche / Funktion                                                    Funktionen innerer Organe 

• Körperbehinderung                                                       • Nierenerkrankung

• Hirnschädigung                                                              • Herzerkrankung

• Sehbehinderung                                                             • Leberkrankheit

• Hörbehinderung                                                            • Chronische  Erkrankung

• Sprachbehinderung                                                      • Stoma- und Verdauungsstörungen

• Störung der Gesichtsmuskulatur                               • Epilepsie

Geistige Behinderung

• IQ unter 70

•Psychische oder seelische Störung

•  Frühkindlicher Autismus

•Atypischer Autismus

• Autismus

•Psychische oder seelische Störung

• Schizophrenie

So zählen z. B. Menschen, wo ein Finger oder ein Fuß fehlt, nicht zur Auflistung. Wodurch offiziell nur etwa 4 % der Bevölkerung als Behindert zählt.

Aufgrund der Tatsache, das Korea sehr vom Schamanismus, Buddhismus, Taoismus und besonders Konfuzianismus bis heute beeinflusst wird, hat das negative Auswirkungen auf die geistigbehinderten Personen.

Schamanismus: Laut dem schamanischem Wertvorstellungen ist der Ursprung einer geistigen Behinderung eine Besessenheit oder die Weitervererbung der Sünden.

Buddhismus: Der Buddhismus verfolgt die These, das jeder Behinderter selber dafür verantwortlich sei, da dessen Karma sehr schlecht sei aufgrund von schlechten Taten, Gedanken, oder Worten des früheren Lebens als Strafe. Das Schicksal soll akzeptiert werden. Um das Karma zu reinigen, soll nichts dagegen gemacht werden, um die Behinderung zu verbessern. Nur durch das Erdulden könnte man es positiv ändern und im nächsten Leben geheilt werden.

Taoismus: Der Taoismus beruft sich darauf, dass wer ein behindertes Kind auf die Welt gebracht hat, seine Ahnen an einer schlechten Stelle zur letzten Ruhe gelegt oder die Ruhe der Erdgötter gestört habe, wodurch die ganze Schuld dafür der Mutter zugeschoben wird. Das hat zur Folge, dass viele Familien ihre Angehörigen verstecken, um Anschuldigungen, man habe sich nicht an die taoistischen Regeln gehalten, zu vermeiden.

Konfuzianismus: Dadurch, dass der Konfuzianismus die Lehre des perfekten Menschen predigt, werden betroffene Personen abgewertet, da sie durch ihre Beeinträchtigung aus der Perfektion ausgeschlossen sind. Auch hier wurden Betroffene vor der Öffentlichkeit versteckt.

 

1977 wurde das erste Mal das Gesetz zur Förderung und Sonderpädagogik für geistig und körperlich behinderte Menschen erlassen, was auch das Verbot zur Diskriminierung bei der Einschulung beinhaltete. Jedoch verbesserte sich die Chancengleichheit dadurch nicht wirklich. Da der wirtschaftliche Aufbau mehr im Fokus stand als die Förderung, Integration oder jegliche andere Sozialaufgaben. Als 1980 das Wirtschaftswunder begann und der Umsatz und der Gewinnerhöhung mehr Wichtigkeit zugesprochen wurde, wuchs die Unzufriedenheit in der Bevölkerung, was sehr viele Bürgerproteste hervorbrachte.

(Bildquelle: wde.or.kr)

Immer mehr stieg auch die Anzahl von Behindertenprotesten, was 1989 zufolge hatte das das Gesetzt neu ausgearbeitet wurde. Im neuem Wohlfahrtsgesetz wurde die Rehabilitation, Teilhabe behinderter Menschen am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben, Prävention der Behinderung, medizinische Rehabilitation, berufliche Rehabilitation und zum Leisten von  Zahlungen festgehalten. Leider wurde das Gesetz bis 1990 aufgrund finanzieller Knappheit nicht ganz durchgesetzt. 1995 erhielten auch schwerbehinderte Menschen ein Selbstbestimmungsrecht.

Auf den unzähligen Demos änderte sich die behindertenpolitischen Grundvorstellungen Koreas. Im Vordergrund standen Menschen mit leichteren Behinderungen, Rehabilitation, die Teilnahme an der Gesellschaft und die Wirtschaftsförderung. Was die Unterstützung schwerbehinderter Menschen nicht beinhaltete.

Die Normalisierung 

Es wurden sogenannte Group Homes eröffnet. Das sind Wohnungen für maximal 4 leicht geistig beeinträchtigte Personen, in denen sie mit einem Betreuer gemeinsam darin wohnen und ihren Alltag selbständig gestalten können.

(Bildquelle: m.catholictimes.org)

Zurzeit gibt es rund 500 Group Homes in Korea verteilt in normalen Wohnsiedlungen. Dennoch leben viele in asiatischen Ländern bei ihren Familien zuhause als in Einrichtungen.

Integration

Die Integration von geistig Beeinträchtigten bezieht sich meist eher nur auf die Erziehung im schulischen Bereich. Sonderklassen existieren in den Regelschulen und sind nur auf leicht geistig behinderte Kinder ausgerichtet, die keine Verhaltensprobleme besitzen. Diese Sonderklassen sind nochmals in 2 Gruppen in die separaten und teilintegrativen Klassen aufgeteilt. Die separaten Sonderklassen sind räumlich in die Regelschulen eingebunden, die Kinder bleiben aber ihren Sonderklassen. Was das Zusammentreffen zwischen behinderten und nicht behinderten Schülern auf  Schulfesten und Schulausflügen einschränkt.

Auch die Schüler der teilintegrativen Sonderklassen haben getrennte Klassen innerhalb der Regelschule, jedoch haben diese einige wenige Fächer, die nicht auf Leistung aus sind wie Kunst und Musik, gemeinsam mit den anderen Klassen wodurch mehr Kontakt zustande kommt.

 

Selbstbestimmung

2001 wurde die „Independent Living“-Bewegung gegründet. Diese Bewegung erhält Unterstützung von 8 Parlamentsabgeordneten die auch selber eine Behinderung besitzen.

Präsidentin Park Geun-hye und das nationale Abilympics-Team (Bildquelle: german.korea.net)

Arbeit

Viele Betroffene finden in Werkstätten nach der Schulentlassung eine Einstellung. Rund 79 % von ihnen arbeiten in diesen Werkstätten. Während es in Deutschland „Werkstatt für behinderte Menschen“ heißt, werden diese in Korea „Beschützende Werkstatt“ genannt. Es gibt in Korea zurzeit 431 beschützende Werkstätten.

(Bildquelle: v.daum.net)

1986 wurden die ersten 22 beschützenden Werkstätten errichtet. Die Werkstäten ermöglichen Beschäftigungen und Ausbildungen. Dort soll  ihnen der Übergang in eine normale Beschäftigung ermöglicht werden. Das Gehalt beträgt ungefähr 260.000 Won (175,00 €).

 

Öffentliche Verkehrsmittel

(Bildquelle: futurechosun.com)

1997 wurde ein Gesetz erlassen, dass Straßen, Parks, öffentliche Gebäude und Anlagen barrierefrei und behindertengerecht sein müssen. Auch das gesamte Seouler U-Bahn-Netz ist behindertengerecht ausgestattet, sei es mit Aufzügen oder speziellen Transportvorrichtungen die Treppe entlang. Die Aufzüge sind auch mit Blindenschrift ausgestattet. Auch öffentliche Gebäude, wie Kaufhäuser besitzen dieses Hilfsmittel für Erblindete. Ebenfalls sind Bahnsteige angepasst. Privatunternehmen erhalten übrigens eine Steuervergünstigung, wenn sie ihre Gebäude bzw. Anlagen behindertengerecht gestalten. Auch gibt es extra Rollstuhltaxis in Seoul.

(Bildquelle: news.nate.com)

Behindertenparkplätze gibt es überall, auch diese sind vorgeschrieben. Wer verbotenerweise auf einem der Behindertenparkplätze parkt, kann mit 200.000 Won (170 Euro) bestraft werden.

(Bildquelle: media.hangulo.net)

Einige Banken haben Geldautomaten, die speziell für Rollstuhlfahrer konzipiert sind. Darüber hinaus sind Geldautomaten auch mit Blindenschrift versehen.

(Bildquelle: kukinews.com)

Auch für die, die einen elektrischen Rollstuhl haben, ist gesorgt. An mehreren Stellen in Seoul gibt es Ladestationen für den Fall der Fälle.

(Bildquelle: theindigo.co.kr)

Im Juni 2014 wurde die erste Able Access Art Fair  Ausstellung eröffnet. Diese wurde vom Verband für behinderte Künstler organisiert und unterstützt vom Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus sowie der Koreanischen Stiftung für Kunsthandwerk und Design.  88 Arbeiten von Künstlern mit Behinderungen wurden dort für die Öffentlichkeit bereitgestellt.

By Elli

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