(Bild: Buch Paul Georg von Möllendorff ein deutscher Reformer in Korea)

‘Premierminister’ oder ‘Ex-König von Korea’ nannte man den Sprachwissenschaftler Paul Georg von Möllendorff. Und tatsächlich war seine Rolle in Korea sehr außergewöhnlich. Er war einer der ersten Deutschen dort und sogar am königlichen Hof.

Paul Georg von Möllendorff wurde am 17. Februar 1847 in Zehdenick bei Brandenburg in die damalige preußische Adelsfamilie von Möllendorf geboren. Er war der älteste Sohn der Kommissionäre Georg von Möllendorff und Emma Möllendorff. Kurz nach seiner Geburt zog seine Familie nach Hoyerswerda um dann ein Jahr später weiter nach Görlitz zu wandern, wo er dann die  Grundschule und das Gymnasium besuchte. Nach seinem Abschluss schrieb er sich 1865 an der Friedrich Universität Halle in den Fächern Jura, Orientalistik und Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaft einer Sprache) ein.

Nach seinem Studium bewarb er sich 1869 als Staatsbeamter, allerdings erhielt er zur gleichen Zeit ein Angebot vom chinesischen Zoll, was er schließlich auch annahm. Nach Erhalt der nötigen Papiere machte er sich dann am 1. September 1869 auf den weg nach Shanghai in China.

In seinem Tagebuch hielt er seine Gedanken fest:

“Mit großer Hoffnung, wenn auch mit Schmerz über die Trennung von meinen Lieben erfüllt, war ich am 1. September von Görlitz nach Berlin gereist, um Papiere und Reisegeld für eine Anstellung in Shanghai in China in Empfang zu nehmen. Von Berlin schlug ich meinen Weg über Halle nach Dresden ein… Glücklich war ich, als ich die verschiedenen Prozeduren in Prag, Brünn und Wien überstanden hatte und in Triest zum ersten Mal das Meer erblickte.”

(Bildquelle: Buch Paul Georg von Möllendorff ein deutscher Reformer in Korea)

Nach einer 8-wöchtigen Reise kam er am 27. Oktober 1869 in Shanghai an. Im Dezember wurde er an den Teehandelsplatz in Hankou versetzt. Vor Ort lernte er die Sprache und legte nach nur zwei Jahren das Sprachexamen ab. Im Sommer 1874 wechselte er in den Dienst des deutschen Auswärtigen Amts in China. Nach seiner Arbeit in Guangzhou wurde er im November 1875 nach Peking versetzt. Dort übersetzte er das deutsche Handelsgesetzbuch ins Chinesische. 1876 wurde er zum etatmäßigen Dolmetscher ernannt, woraufhin er nach Tianjin und zwei Monate später weiter nach Shanghai geschickt wurde.

Im Sommer 1877 reiste Paul Georg von Möllendorff nach Deutschland um Rosalie Holthausen zu heiraten. Bereits im Oktober 1877 kehrte er zurück nach Shanghai, wo er als Beamter zurückgestuft wurde. Im Jahr 1879 aber erhielt er eine Stelle in Tianjin und arbeitete erneut als angesehener Dolmetscher. Im Rahmen dessen entstand eine enge Freundschaft zu Carl von Waeber, ein kaiserlich-russischer Gesandter in Korea und Freund des dortigen Königs Gojong. Dort machte er außerdem Bekanntschaft mit einem der damals mächtigsten und einflussreichsten Männer Li Hongzhang. Dies sollte wohl die wichtigste Bekanntschaft in Möllendorfs Leben werden. Li Hongzhang war ein chinesischer General, der Möllendorff am koreanischen Königshof empfahl.

Nachdem er nach vielen Bemühungen in Österreich einen Ersatz für seine Dolmetscher-Stelle fand, konnte sich Möllendorff darauf konzentrieren “tüchtig Koreanisch zu lernen und mich mit allen zur Einrichtung eines Seezollamtes nötigen Papieren und Büchern vertraut machen”, so ein Zitat aus seinem Tagebuch. Im Jahr 1882 machte er sich dann auf den Weg.

Nachdem er von Cho Yongha, Vertrauter des Königs, die Sprache lernte, traf Möllendorff auf den König, woraufhin sein Name in der Palastzeitung erschien. Beamte gratulierten ihm und er erhielt sogar die traditionelle koreanische Tracht. Der Sprachwissenschaftler identifizierte sich immer mehr mit Korea und begann auch, nach den koreanischen Sitten zu leben – woraufhin er den Namen Mok Indok erhielt.

Das erste Foto von König Gojong. Aufgenommen im Jahr 1905 von Kim Kyu-jin im Gyeongungung (jetzt Deoksugung).

Im Dezember 1882 wurde das Außenministerium gegründet, in dem Möllendorff fortan als Berater arbeiten sollte. Nur wenig später wurde er zum Vizeminister ernannt. Bereits vier Monate später hatte er das Amt des Vize-Außenministers inne und wurde damit zu einer der wichtigsten Personen wenn es um Verhandlungen Koreas mit anderen Ländern ging. Aufgrund seiner großen Liebe zu Korea wollte er dabei helfen, das Land international konkurrenzfähig zu machen und handelte deswegen unter anderem mit Großmächten wie Japan, Frankreich, China und Russland.

Der Frieden blieb allerdings nicht lange. Am 4. Dezember fielen japanische Truppen in Seoul ein. Dort wurde Möllendorff Augenzeuge von zahlreichen Morden und Übergriffen. Auch Min Yongik, Neffe der Königin, wurde verletzt. Der Brandenburger versorgte ihn mithilfe eines Missionars und Arztes, woraufhin sich Yongik schnell erholte. Einen positiven Aspekt hatte es aber, so wurde im April 1885 das erste westliche Krankenhaus in Korea eröffnet.

Nachdem Möllendorff mit einer Delegation versuchte zu vermitteln, spitzte sich die Lage der Außenpolitik dramatisch zu. Nach Intrigen und manipulierten Fakten von Ministern gegen Möllendorff verschlechterte sich sein Ruf, worauf König Gojong im Jahr 1885 dazu gezwungen war, den Deutschen von seinem Amt zu entbinden. In seinem Tagebuch schrieb er dazu:

“Es ist ja weniger das Arbeiten als das immerwährende auf der Hut sein gegen Intrigen und Angriffe. Ich fühle mich verpflichtet, Korea vor dem Egoismus der Großmächte, von denen alle den größtmöglichen Nutzen von neu erschlossenem Land ziehen möchten, zu schützen.”

Er verließ Korea mit seiner Familie und kehrte nach China zurück, woraufhin er wieder für den chinesischen General Li Hongzhang arbeitete. Im Jahr 1888 bat König Gojong um die Rückkehr von Möllendorff – diese sollte allerdings nicht von Dauer sein. Schnell wurde gegen die Wiedereinsetzung Einspruch erhoben, woraufhin der Sprachwissenschaftler Korea ein letztes Mal verließ.

Das Herz des Brandenburgers sehnte sich die darauffolgenden Jahre nach dem Land, das er so liebgewonnen hatte. Der Wunsch, zurückzukehren war allgegenwärtig – dieser ging allerdings nicht in Erfüllung, bis er am 20. April 1901 in China verstarb.

By Elli

One thought on “Ein Brandenburger am koreanischen Hof”
  1. Toller Beitrag. Aber leider zeigt sich hier auch, wie in K-Dramen, das diese Minister laufend gegeneinander anstatt miteinander arbeiten. Sonst hätte er locker in Korea bleiben können. Schade für ihn, Toller Beitrag für uns.

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